Abfahrt vom Hugo-Schauinsland- Platz, das passt ja. Nach kurzer Anreise im Bus kommen die Bremer Literaturliebhaber im „Nartumer Hof“ an. Bei Kaffee und Kuchen vermitteln Alinda van der Vooren-Tralau und Irmela von Lenthe erste Eindrücke vom Leben und Wirken des berühmten Nartumer Bürgers Walter Kempowski. Passend dazu das Ambiente mit Bildern aus der Rostocker Heimat Kempowskis und seinen Büchern. Dann liest Katrin Möller-Funck, die Geschäftsführerin der Kempowski- Stiftung, Auszüge aus „Im Block“ und „Tagebuch 1989“ vor. Bis zu ihrem Tod im August dieses Jahres hatte oft Hildegard Kempowski mit Hund „Nelly“ zu Füßen an gleicher Stelle gesessen und die Bücher ihres Mannes vorgestellt.
Haus Kreienhoop ist kein typisches Museum, sondern ein lebendiges Haus voller Bücher und Bilder. Auch Schiffsmodelle und Blechspielzeug aus dem Leben Kempowskis bekommen die Besucher zu sehen, bevor sie zur großen Wanderung auf dem Nordpfad „Kempowskis Idylle“ aufbrechen.
Der Autor selbst hat auf diesem Weg, in Gottes freier Natur, eigentlich keine Spuren hinterlassen. Da waren die Vorfahren 2000 vor Christus schon nachhaltiger. Mitten im Wald am Wegesrand ist da ein wuchtiges Steingrab zu entdecken, etwa 4000 Jahre alt. Ob das Werk des 2007 verstorbenen Schriftstellers Walter Kempowski ebenfalls so lange überdauert, muss sich zeigen. Zurzeit jedenfalls ist es ja noch in aller Munde, nicht nur in Nartum.
Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts hat Kempowski in einzigartiger Weise dokumentiert. Nicht mit trockenen Zahlen, sondern mit Tagebuchaufzeichnungen macht Kempowski Geschichte lebendig, wobei er grausame Wahrheiten und historische Ereignisse mit alltäglichem Geschehen verbindet.
Da steckt auch eine Menge Sarkasmus hinter. „Es ist Wäschewetter“, so beschreibt er die Tage des Mauerfalls in seinem „Tagebuch 1989“, aus dem Möller- Funck an diesem Vormittag vorliest.