Nartum im 1. und 2. Weltkrieg

Die Weltkriege des 20. Jahrhunderts prägten nachhaltig das Geschehen im Dorfe. Anlässlich des 1. Weltkrieges wurden insgesamt 81 Nartumer Männer für das Vaterland zu Kriegsdiensten einberufen. Nur 18 Männer kehrten zurück. Während dieses Krieges verrichteten Kriegsgefangene aus Belgien, Frankreich, Russland und Polen die Arbeit auf den Höfen. Nach Kriegsende folgten zwei schwere Grippeepidemien, die zahlreiche Einwohner dahinsterben ließ. Lehrer Sieske monierte im Jahre 1922 die Nartumer Verhältnisse: “Die Jugend ist durch den Krieg und seine Folgeerscheinungen frühreif geworden - uns Alten kaum glaublichen Wege. Abends werden die Straßen lebendig und die Gasthäuser füllen sich von der Jugend beiderlei Geschlechts zu alkoholischen Genüssen und wildem Juchhe. Ehrfurcht vor dem Alter oder der Person schwindet immer mehr. Mit dem politischen Zusammenbruch scheint auch ein moralisch und sittlicher Verfall einherzugehen.”



Während des zweiten Weltkrieges wurden nach und nach wieder die Nartumer Männer zu Stellungsdiensten einberufen. Wiederum verrichteten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter die Arbeit auf den Höfen. Die Zwangsarbeiter hatten die Tage auf dem Hofe zu verbringen und mussten an separaten Tischen auf dem Hofe verpflegt werden. Einige Bauern des Ortes sollen sich jedoch dieser Anordnung widersetzt haben und am selben Tisch gespeist haben.  Am Abend wurden die Kriegsgefangenen in separaten und eigens für diesen Zweck hergerichteten Unterkünften untergebracht und am nächsten Morgen unter Bewachung wieder auf die einzelnen Gehöfte verbracht.

Zum Kriegsende hin erreichten viele Flüchtlinge Nartum und wurden in die Bauernhäuser  zwangseinquartiert. Die Einwohnerzahl Nartums stieg in den letzten Kriegsmonaten von  ursprünglich 400 Einwohnern auf über 700.  Wohnraumengpässe, Versorgungsmängel und eine stetig ansteigende Unzufriedenheit prägten diese Zeit.

Im April 1945 erreichte die Heeresfront Nartum. Von hier aus wurden Angriffe deutscher Truppen auf den Bereich Wistedt/Elsdorf ausgeführt. Englische Truppen schlugen zurück und führten umfangreich Bombenabwürfe und Trommelfeuer aus. Die Bürger flohen in das Nartumer Moor oder in Bunker und Hauskeller. Das Vieh wurde entweder auf die Weide getrieben oder einfach aus den Ställen gejagt. Viele Zivilisten verloren bei diesem Kampf um das Dorf neben Haus, Heim und Vieh ihr eigenes Leben.

Nach dem Krieg fiel die Ernte recht dünn aus. Es entbrannte ein Schwarzmarkthandel, welcher durch “Swattschlachten” - dem illegalen Schlachten und Vermarkten von Vieh - und dem Vertrieb auf dem Bremer Schwarzmarkt florierte. Auch der Nartumer selbstgebraute Rübenschnaps stellte wertvolles Tauschgut dar. Hungrige Stadtbewohner kamen nach Nartum, um Hausrat und verbliebene Wertgegenstände gegen Lebensmittel einzutauschen. Die Zustände und die wirtschaftliche Lage im Dorf besserte sich Ende der 40er Jahre.