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Donnerstag, 29 August 2019 14:40

Sie malt mit Texten Bilder

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Annett Kuhr ist auf dem Mönchsweg unterwegs und legte auf Einladung des Mühlenvereins Nartum einen Halt im „Haus Kreienhoop“ein, um dort ein Konzert zu geben. Annett Kuhr ist auf dem Mönchsweg unterwegs und legte auf Einladung des Mühlenvereins Nartum einen Halt im „Haus Kreienhoop“ein, um dort ein Konzert zu geben. Jung

Annett Kuhr singt beim Sommerkonzert im „Haus Kreienhoop“ von den einfachen Dingen im Leben

Bericht aus der Zevener Zeitung vom 29.08.2019 von Bernhard Jung

Die radelnde Musikerin Annett Kuhr spielt auf Einladung des Nartumer Mühlen- und Heimatvereins im „Haus Kreienhoop“. In ihren Liedern singt sie von den einfachen Dingen des Lebens und malt mit ihren detailgetreuen Texten Bilder, die ihre Zuhörer zum Träumen und Nachdenken verführen.

Da fehlte etwas im „Hause Kreienhoop“. Die Dame, die sonst alle herzlich begrüßt und mit ihrer natürlichen Lockerheit eine familiäre Atmosphäre erschaffen hatte. Ihr Hund Nelly, der durch die Reihen der Gäste gewuselt war, ohne einen Laut von sich zu geben und der auch bei den anspruchsvollsten Klavierstücken wie lauschend verharrt hatte. Hildegard Kempowski war die Seele dieses Hauses. Sie ist vor zwei Wochen gestorben. Sie war allem gegenüber aufgeschlossen und hätte ihre Freude gehabt an diesem Konzert von Annett Kuhr.

Kuhr singt meist sehr leise von den einfachen Dingen im Leben, von Tisch und Stühlen, dem Blick zur Gardine durchs Fenster. Von dort dringen die Durchsagen des nahen Bahnhofes ans Ohr. „Es fährt ein, der Inter-Regio nach Zürich“. Kindheitserinnerungen werden da geweckt – der See, die hügelige Landschaft, das laufend unterbrochene Kinderspiel, weil ständig eines dem hinunter rollenden Ball nachlaufen muss.

Annett Kuhr singt langsam und piano – von Getreidefeldern, in die sie sich Inseln voller Mohnblumen träumt. Von zirpenden Grillen, bunten Käfern, lästigen Mücken und Lerchen im Frühlingshimmel. Sie vermisst diese Vielfalt, einfach weggestorben in den Jahren. Ein wenig Reinhard May klingt aus den Stücken – noch etwas melancholischer und mit einer Prise Humor. Optimistisch möchte sie sein, das ist ihr Wunsch. Ihre Lieder beschreiben Alltägliches, unterlegt mit sanfter Melodie. Ihre detailverliebten Texte malen hinter den geschlossenen Augen der Zuhörer Bilder – Motive aus der Realität, nichts Abstraktes.

Annett Kuhr ist mit dem Fahrrad auf dem Mönchsweg on Tour. Von Bremen will sie bis nach Fehmarn radeln, das Gepäck im Anhänger verstaut. Unterwegs sucht sie nach Unterkunft und Auftrittsmöglichkeiten. So wurde Georg Lang, Vorsitzender des Mühlenvereins, auf Kuhr aufmerksam und arrangierte nach Absprache mit der Kempowski- Stiftung am Telefon einen Auftritt der radelden Musikerin im „Haus Kreienhoop“.

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Frank Jagels