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Montag, 06 Januar 2014 21:23

Bürger stärker einbinden

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Gyhums neuer Bürgermeister Lars Rosebrock erteilt einer Einheitsgemeinde eine klare Absage

 

RosebrockInterviewFrisch im Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Gyhum gibt Lars Rosebrock (SPD) Auskunft über Aufgaben und Ziele bis zur Kommunalwahl im Herbst 2016. Er will sich auf mehr Bürgerbeteiligung einlassen und verstärkt auf Tourismus und Kultur ausrichten. Das Interview führte ZZ-Redakteur  Thorsten Kratzmann.

Welche Akzente wollen Sie in Ihrer Amtszeit setzen?
Also – ich möchte keine Akzente setzen, ich möchte die Zeit bis zur nächsten Wahl nutzen, um die Dörfer in ihrer Entwicklung weiter nach vorne zu bringen, wie wir das auch schon mit drei Dörfern im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ verdeutlicht haben. Ich denke, wir werden uns ein bisschen mehr auf Bürgernähe einlassen. Das heißt, wir wollen ein bisschen mehr an die Bürger herantreten im Vorfeld von Entscheidungen. Dann wollen wir ein paar Projekte, die ja schon laufen, zu Ende bringen – vor allem wollen wir das Baugebiet Hesedorf voranbringen. Die große Ausrichtung unserer Gemeinde wird Tourismus und Kultur heißen.


Was ist denn das nahe Liegende?Also, was wollen Sie als erstes Anpacken?
Ja, als erstes müssen wir die Baumaßnahmen anpacken. Wir müssen das Baugebiet Hesedorf so schnell wie möglich auf den Weg bringen, die ersten Bauplätze im Frühjahr an den Mann bringen. In Nartum sind wieder neue Anfragen. Wir müssen sehen, dass wir die verbliebenen Plätze dort verkaufen. Das Gewerbegebiet in Bockel ist voll. Daher müssen wir jetzt unbedingt Alternativen für unsere kleinen Handwerksbetriebe finden. Wir brauchen kein Industriegebiet, sondern ein Gewerbegebiet für die Handwerker vor Ort – wenn beispielsweise ein Sanitärbetrieb eine Halle bauen will,
dann müssen wir dem was bieten können. Wir haben im Moment ja das Gebiet in Gyhum-Sick an der Ecke B71/Kreisstraße nach Gyhum. Aber da passt das Kosten/Nutzen-Verhältnis noch nicht, weil man zu viel Fläche wegen der Kurve nicht bebauen darf. Ansonsten wird in Nartum das Fritz-Carstens-Archiv gebaut. Das müssen wir mit Leben füllen. Genauso wie in Gyhum der Heimatverein mit seinem Haus. Da wird in den nächsten zwei bis drei Jahren das entstehen, was wir eigentlich wollten. Das sind Dinge, die uns bis 2016 beschäftigen werden.

Auf das Gewerbegebiet Bockel komme ich noch einmal zurück. Gibt es gedankliche Planungen, das Gebiet zu erweitern? Und wenn ja, wo bestünde die Möglichkeit?

Da bestehen meiner Meinung nach gar keine Möglichkeiten mehr, weil Richtung Mulmshorn das Gebiet begrenzt ist. Dahinter beginnt das Naturschutzgebiet. Auf der anderen Seite gehört alles Fricke. Da ist nichts mehr frei. Nördlich der Autobahn neu anzufangen geht, glaube ich, nicht. Da verläuft die Wieste und da ist Moor. Da sehe ich im Moment überhaupt keine Möglichkeit.

Sehen Sie Bedarf für eine atmosphärische Neuausrichtung im Zusammenwirken mit der Samtgemeinde?
Ich weiß nicht, was nächstes Jahr kommt, wenn der Samtgemeinde-Bürgermeister abgetreten ist. Ich kenne erst denen einen Kandidaten. Über den anderen Kandidaten kann ich mir kein Urteil erlauben. Ich gehe mal davon aus, dass der irgendwann an uns herantreten wird und Gesprächsbedarf anmeldet. Ich kann überhaupt nicht absehen, wie sich das Zusammenwirken mit einem neuen Bürgermeister entwickelt.

Folgen Sie dem Rat Ihres Vorgängers, auf keinen Fall am Status der Selbstständigkeit der Gemeinde Gyhum rütteln zu lassen?
Keine Einheitsgemeinde. Das sehe ich genau so wie Friedhelm Helberg. Er hat ja auch den Grund für die Ablehnung klar dargelegt. Wir haben verschiedene Einrichtungen in der Gemeinde, die wir wahrscheinlich in einer Einheitsgemeinde nie bekommen hätten. Ich denke auch, die Identität der Bürger geht verloren. Und diese Identität ist in den Dörfern der Gemeinde Gyhum recht stark ausgeprägt. Ich kenne mehrere Beispiele dafür, dass alles über den Rat laufen muss, wenn was im Dorf passieren soll, und, dass der Rat ziemlichen Druck ausüben muss. Wenn wir in unseren Dörfern was
auf den Weg bringen wollen, können wir uns eigentlich immer auf die Unterstützung der Bevölkerung verlassen. Ich glaube das geht in einer Einheitsgemeinde flöten.


Was erwidern Sie dem, der darauf hinweist, dass die Samtgemeindeverwaltung für fünf Räte mit dazugehörigen Ausschüssen mehr als 160 Sitzungen im Jahr vor- und nachzubereiten hat?
Klar sind das viele Sitzungen. Aber wir merken auch, dass die Mühlen in der Verwaltung zum Teil recht langsam mahlen.

Angesichts Ihrer Berufstätigkeit, ist die Frage erlaubt, welche Aufgaben Sie zu delegieren gedenken und an wen?
Ich brauche erstmal eine Selbstfindungsphase, um absehen zu können, welche Termine ich wahrzunehmen habe. Ich habe im Moment noch sehr viele Aufgaben in Vereinen. Da werde ich mich etwas zurückziehen – auch, um die Neutralität zu wahren. Ich kann nicht in allen Nartumer Vereinen rumturnen, dann entsteht der Eindruck, ich hofiere die Nartumer. Ich werde also einige Aufgaben abgeben. An und für sich funktioniert das mit der Aufteilung von Aufgaben auf die Ortsbeauftragten in den Dörfern ganz gut. Die übernehmen schon viel. Auch werde ich versuchen, Aufgaben über
den Fraktionssprecher zu verteilen. Ich bin zuversichtlich, dass das gut klappen wird.

Sie haben also nicht daran gedacht, repräsentative Aufgaben auf die stellvertretenden Bürgermeister zu übertragen?
Ich habe die ersten Präsentkörbe schon mit 22 Jahren übergeben, als ich in Sottrum zweiter Vorsitzender im Turnverein war. Auf der einen Seite finde ich es unheimlich interessant, mit älteren Leuten am Tisch zu sitzen und über alte Zeiten zu schnacken. Ich hatte jetzt auch schon zwei 80. Geburtstage in den letzten Tagen. Geburtstage und Hochzeitsjubiläen werde ich, so oft es geht, wahrnehmen. Die älteren Mitbürger erwarten, dass zu solchen Anlässen der Bürgermeister kommt und nicht der Vertreter oder der Vertretervertreter. Wenn ich das Amt des Bürgermeisters annehme,
dann muss ich mir auch bewusst sein, dass ich solche Termine wahrzunehmen habe. Ich bin seit 2006 im Gemeinderat und seit 2011 im Samtgemeinderat. Ich habe noch keine drei Sitzungen verpasst. Man muss eben mal sonntags arbeiten.

Gibt es ein Ziel, das Sie in jedem Fall bis zum Ablauf dieser Wahlperiode erreicht haben möchten?
Ich habe kein persönliches Ziel, in dem ich jetzt die Hauptaufgabe erkennen könnte. Mein Ziel ist es, bis 2016 außerhalb Nartums bekannter zu werden. Ich möchte viel mit den Leuten ins Gespräch kommen. Nur im direkten Gespräch erfährt man, was sie belastet, was sie gut oder schlecht finden.
Wenn ich das bis 2016 erreicht habe, dann kann ich bei der Wahl auch sehen, was ich für eine Arbeit gemacht habe. Dann werden die Karten neu gemischt, und dann müssen wir sehen, ob wir mit der Fraktion das erreicht haben, was wir wollten.

Sie haben also keinen lang gehegten Wunsch, den sie umgesetzt sehen wollen?
Ich bin 2006 zur Wahl für den Gemeinderat angetreten, weil ich die bescheidene Straßenbeleuchtung in Nartum verbessern wollte. Das hat bis heute nicht geklappt. Gut, wir haben auf LED umgerüstet, aber das hat in erster Linie mit der technischen Entwicklung zu tun. Ich verfolge kein persönliches
Ziel. Wir sind eine Mannschaft, und wir müssen als Mannschaft unser Ziel erreichen.

Zum Thema :
Lars Rosebrock wurde am 4. Mai 1964 in Rotenburg geboren. Bis 1966 wohnte er mit seinen Eltern in Nartum. Dann zog die Familie nach Sottrum. Dort besuchte Lars Rosebrock die Grundschule. Später wechselte er auf das Ratsgymnasium nach Rotenburg. 1986 verlegte Lars Rosebrock seinen  Wohnsitz zurück nach Nartum. Er ist seit 1990 verheiratet und ist Vater von Janne (18) und Lasse (21). Seit 1990 führt Lars Rosebrock die Geschäfte der Druckerei Rosebrock in Sottrum, bei der 35 Mitarbeiter beschäftigt sind. Von 1980 bis 1996 war Lars Rosebrock ehrenamtlich in verschiedenen Abteilungen des TV Sottrum tätig – so als Schiedsrichter, Fußballobmann, Zweiter Vorsitzender. Seit 1996 engagiert er sich im TuS Nartum – als Schiedsrichter, Jugendobmann, Obmann Lauftreff, im Förderkreis, als Zweiter Vorsitzender.  Zudem hat er seit 2012 das Amt des Zweiten Vorsitzenden im FSV Hesedorf/Nartum inne und amtiert als Schriftwart des Nartumer Hafenvereins. Im Rat der Gemeinde Gyhum ist der Sozialdemokrat Lars Rosebrock seit 2006 vertreten. Bis 2011 fungierte er als Vorsitzender des Sozialausschusses, von 2011 bis zu seiner Wahl zum Gemeindebürgermeister am 3. Dezember 2013 hatte er den Vorsitz des Finanzausschusses inne. Als Nartumer Ortsbeauftragter fungierte er seit 2012. Im Samtgemeinderat ist Lars Rosebrock seit 2011 Mitglied. Er vertrat die SPD bis 2013 im Umwelt- und Wegeausschuss. Seither hat er die Funktion des finanzpolitischen
Sprechers der SPD-Fraktion inne und ist Mitglied des Finanzausschusses sowie stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

 

 

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