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Freitag, 12 Juli 2019 18:45

Wenn der Sand spritzt

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Infiziert vom Renn-Virus: Zum Team gehören Monika Raffalski (von links), Frank Strüver, Nancy und Sven Heyenga und Alexander Raffalski. Infiziert vom Renn-Virus: Zum Team gehören Monika Raffalski (von links), Frank Strüver, Nancy und Sven Heyenga und Alexander Raffalski. Antje Holsten-Körner

Faszination Stoppelfeldrennen: Zwei Nartumer und Hesedorfer Familien vom Virus infiziert

Bericht aus der Zevener Zeitung vom 12.07.2019 von Antje Holsten-Körner

„Stoppelfeldrennen sind wie Formel 1 auf Sand“, beschreibt Alexander Raffalski aus Nartum seinen Sport. Seit 2013 ist der heute 26-Jährige in diesem Motorsport aktiv. Und die Faszination hat nicht nachgelassen.

Schon in seiner Kindheit gab es immer wieder Berührungspunkte mit schnellen Motoren, denn mit seinem Papa, Frank Strüve, besuchte er Rennen jeglicher Art – vom Mofarennen über Sandbahn bis hin zum Tractor-Pulling besucht. In der Jugend schlief das Interesse ein, bevor es 2013 durch den Bruder seiner damaligen Freundin, der bei Stoppelfeldrennen mitfuhr, wieder geweckt wurde. „Besonders die VW-Käfer faszinierten mich“, verrät er.

Dazu kam, dass er zu dem Zeitpunkt eine Ausbildung zum Kraftfahrzeug-Mechatroniker absolvierte. Als Helfer durfte der damals 20-Jährige in Königsmoor an einem Rennen teilnehmen und fing sofort Feuer. Bei seinem zweiten Helferrennen sah es sogar fast nach einem Sieg aus, doch auf der Zielgeraden blieb das Fahrzeug stehen. „Zuschauer haben mich über die Ziellinie geschoben“, erinnert sich Raffalski. Das war keine Ausnahme, denn die Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl ist bei den Stoppelfeldrennen besonders groß. „Es ist wie eine große Familie“, empfindet es Alexanders Mama, Monika Raffalski, die die Interessen ihres Sohnes gerne unterstützt.

Im folgenden Winter baute Alexander Raffalski aus einem VW Polo den ersten eigenen Rennwagen. „Es dürfen keine Glasscheiben mehr vorhanden sein“, erklärt er. Zum Schutz der Fahrer dient ebenfalls der geforderte Sicherheitskorb, denn beim Rennen über den Acker können sich die Fahrzeuge überschlagen, sowie die feuerfeste Bekleidung von der Unterwäsche bis zum Overall sowie Helm und Handschuhe. Auch wenn die Anschaffung des Autos, das schon für einige Hundert Euro zu haben ist, oft noch überschaubar ist, summieren sich die Kosten für die Sicherheit. Neben dem Fahrzeugaufbau gehört die Kleidung dabei zu den größten Positionen. „Der Rennanzug kostet 200 bis 300 Euro, die Unterwäsche weiter 200 Euro und der Helm 300 Euro“, rechnet Raffalski vor.

Nach Erfahrungen in der Serienklasse bis 1400 Kubikzentimeter im Team „Stoppelcar“ baute der Nartumer im Winter 2015/16 einen anderen Polo zum Rennwagen um. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, denn die dritte und vierte Saison beendete Alexander Raffalski jeweils mit einem dritten Platz in der Meisterschaft der idN-Serie (Stoppelfeld in der Nordheide) Hintergrund: Mit dem idN, dem NWDAV (Nordwestdeutscher Autocrossverband) und dem NAVC (Neuer Automobil- und Verkehrs-Club) gibt es gleich drei Verbände. Mit seiner Begeisterung, selbst Rennen zu fahren, steckte er seinen Papa an. So baute Frank Strüver im Winter 2017/2018 mit einem Polo 86c seinen ersten eigenen Rennwagen. „So bleibt Alex Startnummer 545 in der Familie erhalten, denn durch seinen Wechsel in eine andere Klasse bekam er dort eine neue Startnummer“, erzählt der 59-Jährige.

Mit einem Audi 80 trat Alexander Raffalski mit der Startnummer 93, also das Geburtsjahr des Nartumers, in der Serienklasse 3 an und schaffte es in der Meisterschaft auf den vierten Platz. Den Audi 80 hatte er Sven Heyenga abgekauft, der 2017 sein erstes Rennen fuhr.

Der Hesedorfer kannte Alexander Raffalski über die gemeinsame Zeit als aktive Fußballer und war über Youtube-Videos neugierig geworden. Heyenga schuf mit der Einrichtung einer Werkstatt und dem Bau einer Grube optimale Voraussetzungen. „Es ist unser Starschrauber“, sagt Alexander Raffalski anerkennend. Es sollte nicht lange dauern, da infizierte Sven Heyenga seine Ehefrau Nancy mit dem Rennvirus. „Am Anfang stand ich dem Stoppelfeldrennen skeptisch gegenüber, denn ich verglich es mit Stockcar, also Rennen, bei dem Drängeln und Kollisionen erlaubt und ausdrücklich erwünscht sind“, erzählt sie. Beim Besuch eines Rennen wurde sie nicht nur vom Gegenteil überzeugt, sondern durfte auch selbst fahren. „Da habe ich Blut geleckt“, verrät die 34-Jährige. Ihre Bedingung war aber, mit einem eigenen Rennwagen fahren zu dürfen. Das ermöglichte ihr Ehemann Sven, der einen Golf 2 für sie umbaute. Inzwischen ist die Mutter von zwei Kindern sogar Vereinsmeisterin des MSG Spreckens (Bremervörde), dem beide angehören, im Slalomrennen auf Zeit.

An den Fahrzeugen zu schrauben braucht sie aber nicht. „Nancy und Monika sind die guten Seelen in unserem Team“, heißt es von den anderen, die sich zu den „Dwars Loopers“ zusammengeschlossen haben, einstimmig. Auch wenn sie sich während des Wettkampfes nichts schenken, genießen sie die gemeinsame Zeit an den Renn-Wochenenden. Mit von der Partie sind dann auch Nancy und Svens Töchter Angelina (9), die schon Cross-Kart fährt, und die siebenjährige Ashley. Familie Heyenga genießt dabei sogar etwas Komfort, denn sie haben einen LKW umgebaut, der nicht nur den Rennwagen transportieren kann, sondern der auch als Schlafplatz dient.

„Für uns sind die Rennwochenenden wie Urlaub“, schwärmen die Hesedorfer. Sicherlich ist das auch wieder im August der Fall, wenn sie beim Werner-Rennen auf dem Flugplatz in Hartenholm an den Start gehen. Übrigens: Inzwischen steht sogar Monika Raffalski in den Startlöchern, denn Frank Strüver und Alexander Raffalski haben ihr schon einen Polo gekauft, der noch umgebaut werden muss.

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