Aktuelles aus Nartum
Wald, Moor, Steingräber, eine Sandkuhle: Der Nordpfad Kempowskis Idylle hat auf 11,6 Kilometern eine Menge zu bieten.
Bericht aus der Zevener Zeitung vom 11.05.2020 von Stephan Oertel
Schöne Häuser, prächtige Bäume, gewundene Straßen: Es lohnt sich, in Nartum einfach mal den Blick schweifen zu lassen. Das hübsche Dorf ist zugleich ein idealer Ausgangs- und Endpunkt für eine Wanderung. Zumal auf einem Nordpfad, der schon vom Namen her Harmonie und Inspiration verspricht: Kempowskis Idylle. 11,6 Kilometer geht es durch Wald, Moor und Feld.
„So idyllisch, dass ich dort an der alten Sandkuhle meinen Heiratsantrag bekommen habe.“ Dieser Facebook-Eintrag bei den Nordpfade- Freunden machte neugierig. Also auf nach Nartum, wo die Wanderung unter mächtigen Bäumen im Dorfzentrum beginnt. Infotafeln weisen auf das Dorf und auf die Gesundregion hin, einige Kräuterbeete sind seit einer Teilnahme am Dorfwettbewerb des Kreises eingefasst, Findlinge zeugen von einer langen Geschichte. Schon hier gibt es einiges zu sehen.
Der Wanderweg verläuft zunächst – äußerst untypisch für Nordpfade – über Asphalt. Vorbei an der Motormühle am Brink und parallel zu den Ausläufern der Siedlung geht es leicht bergauf. Auf dem 42 Meter hohen Röhrberg lädt unter einer mächtigen Eiche eine Sitzbank zum Verweilen ein. Von hier hat man einen schönen Blick über die frisch bestellten Felder. Die Röhrberg- Eiche ist übrigens ein Naturdenkmal. Doch so verlockend es auch ist: Eine Pause käme eindeutig zu früh, schließlich hat die Wanderung gerade erst begonnen.
Nicht weit von hier hat bis zu seinem Tod 2007 der Schriftsteller Walter Kempowski gelebt. Ein Wegweiser zeigt dort hin. Der eigentliche Nordpfad führt aber in die entgegengesetzte Richtung ins Steinfelder Holz – von nun an ohne Asphalt unter den Sohlen. In dem Wald steht an einer Wegekreuzung schon die nächste Bank. Um es vorwegzunehmen: Es wird nicht die letzte sein. Begleitet vom Rauschen des Windes und dem fröhlichen Gezwitscher der Vögel läuft es sich beschwingt durch den Wald. Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die noch spärlich beblätterten Baumkronen.
Als am Waldrand die ersten Häuser von Steinfeld in Sicht sind, führt der Weg schnell wieder in den Wald. Bald schon taucht links zwischen Bäumen und Büschen das Großsteingrab auf. Die aus gewaltigen Findlingen errichtete Grabkammer erstreckt sich, was eher ungewöhnlich ist, in Nord-Süd-Richtung. Wie es die Menschen vor Jahrtausenden schafften, solch schwere Brocken zu bewegen, ist auf einer Infotafel nachzulesen.
Etwa 600 Meter hinter dieser historischen Stätte verläuft der Nordpfad wieder ein Stück am Waldrand. Am anderen Ende des Feldes sind große Maschinen und Torfhalden zu sehen. Hier wird noch Torf abgebaut. Eine Lorenbahn rollt langsam durch die Felder in den Wald hinein. Zu hören ist von den Arbeiten heute nichts. Der kräftige Wind lässt die Bäume zwar verdächtig knacken, steht aber günstig.
Mitten auf den Weg hat jemand aus Steinen eine mit Herzen verzierte Botschaft gelegt: „Bleibt gesund! Danke“. Nicht nur in Coronazeiten eine nette Geste.
Wieder im Wald geht´s ein kurzes Stück parallel zu den Gleisen und schließlich ins Stellingsmoor. Es beginnt der schönste Abschnitt des Wanderweges. Auch wenn es auf der Karte aussieht, als führte er am Rand des Waldes entlang, prägen weiterhin Bäume das Bild. Der Waldboden auf der rechten Seite ist von sattgrünen Bodendeckern bedeckt, was ein wenig an Skandinavien erinnert.
Der immer sandiger werdende Weg lässt erahnen, dass der als besonders idyllisch beschriebene Ort nicht mehr weit sein kann: die Sandkuhle. Es lohnt sich, diese erst einmal links liegen zu lassen und am Ende nach links auf den ausgewiesenen Trampelpfad abzuzweigen. Von dort aus bietet sich der beste Blick auf den ehemaligen Sandabbaubereich. Fast müßig zu erwähnen, dass hier eine Bank steht. Ein Pfad schlängelt sich herunter zu dem Gewässer, dessen sandweißes Ufer ein wenig karibisch anmutet. In dieser Umgebung hat also die Facebookschreiberin ihren Heiratsantrag bekommen. Ihr Freund hat gut gewählt
Nach dem Abstecher zum Gewässer geht es wieder auf den Trampelpfad, der einen kurzen Schlenker vom Hauptweg macht. Vorsicht vor tief hängenden Ästen! Dass ein schnurgerader Weg keineswegs langweilig sein muss, zeigt sich im Stellingsmoor. Rechts der Wald, links sind zwischen den Bäumen hindurch Entwässerungsgräben und Moor zu sehen.
Wer schließlich am Ende des Waldes angekommen ist und hinter den Feldern die ersten Häuser von Nartum entdeckt, der sollte rechts in den kleinen Weg einbiegen. Nach etwa 50 Metern gibt es direkt am Bach einen wunderbaren Rastplatz. Volks-Bank steht daneben auf einem hölzernen Schild geschrieben.
Der Ort lädt dazu ein, die Wanderung Revue passieren zu lassen, den Blick entspannt über die Felder und Baumreihen schweifen zu lassen und sich vorzustellen, zu welch einem Werk dieser idyllische Platz den Schriftsteller Walter Kempowski wohl inspiriert hätte.
Der Nordpfad „Kempowskis Idylle“ ist 11,6 Kilometer lang und wie alle 24 Nordpfade als Rundweg angelegt.
Der Deutsche Wanderverband hat „Kempowskis Idylle“ das Prädikat „Qualitätsweg Traumtour“ verliehen.
In Nartum gibt es Einkehrmöglichkeiten. Öffnungszeiten und aktuell Einschränkungen durch Corona beachten.
https://nartum.de/index.php/item/697-inspiration-nicht-nur-fuer-schriftsteller#sigProId121775af08