Eva Sichelschmidt liest bei Kempowski-Stiftung aus ihrem Debütroman „Die Ruhe weg“
Bericht aus der Zevener Zeitung vom 10.6.2017 von Dagmar Fitschen
Das hätte die Autorin sich vor etwa zehn Jahren bei einem Besuch der Kempowski-Stiftung im Haus Kreienhoop nicht träumen lassen, doch am Donnerstagabend wurde es dann doch Wirklichkeit: Eva Sichelschmidt las Passagen aus ihrem Debütroman „Die Ruhe weg“.
Marlies, die Protagonistin der Geschichte, ist eine Frau um die 50, die sich mehr und mehr mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens und Fragen an das Leben selbst beschäftigt. Und Fragen über das Sein mit ihrem Ehemann, den beiden gemeinsamen Kindern – und mit Ralf, dem Yogalehrer...
Die Autorin schildert in dem Roman banale und alltägliche Abläufe, Geschichten und Erlebnisse und hat all das mit feiner Beobachtungsgabe und Wortwitz zu einer berührenden Geschichte verwoben, die die Höhen und Tiefen des Lebens beschreiben. Das Verlassen des Ehemannes beispielsweise war für Marlies’ beste Freundin nicht nachzuvollziehen, denn immerhin habe er sie doch niemals geschlagen und sie hätte doch sonst auch ein schönes normales Leben gehabt. Doch die Autorin lässt ihre Protagonistin weiter philosophieren und darüber nachdenken, ob nicht auch Ignoranz und ein jahrelanges Desinteresse eine Art von subtiler Gewalt gewesen sein könnte. So bekommt jede noch so banale Handlung einen tieferen Hintergrund.
In einem Interview lockte Kathrin Möller-Funck von der Kempowski- Stiftung Hintergrundwissen zum Roman heraus und wollte wissen: „Wie viel Marlies steckt in Eva Sichelschmidt?“ Auf diese Frage hatte die Autorin eine einfache Antwort, denn die Geschichten schreibe das Leben selbst. Nicht ihr eigenes, sondern es reichte einfach das Beobachten von Freunden und Nachbarn in der Eigentümergemeinschaft des Nachbarhauses in Prenzlauer Berg. Die Autorin lebt inzwischen abwechselnd in Berlin und Rom. Zu ihrer Lesung stimmte sie sich übrigens mit einer fünftägigen Wanderung, gemeinsam mit ihrem Hund Hugo, von der Elbe bis nach Nartum, ein. Diese Art des Reisens gefalle ihr. Sie nahm dabei eine Mischung von Furcht und Neugier wahr, dem Leben auf dem Land zwischen Monokultur und intakter Dorfidylle zu begegnen.
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https://nartum.de/index.php/kempowski-aktuell/item/526-mit-ironie-und-wortwitz#sigProIdc4dd1b3e0e