Dienstag, 10 Dezember 2019 14:27

Roman aus dem Leben eines Grenzgängers

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Gregor Sander las im Haus Kreienhoop aus seinem aktuellen Roman „Alles richtig gemacht“. Gregor Sander las im Haus Kreienhoop aus seinem aktuellen Roman „Alles richtig gemacht“. Jung

Gregor Sander liest im Haus Kreienhoop in Nartum aus seinem aktuellen Buch „Alles richtig gemacht“

Bericht aus der Zevener Zeitung vom 10.12.2019 von Bernhard Jung

„Alles richtig gemacht“, das mag für Momente zutreffen, für das Leben fehlt oft ein Fragezeichen, und so eindeutig richtig geht’s mit den beiden Protagonisten auch in diesem neuen Roman von Gregor Sander nicht zu. Der Rostocker Autor las daraus kürzlich auf Einladung der Kempowski- Stiftung Haus Kreienhoop vor.

Kurz zum Inhalt des Romans: Thomas und Daniel sind Schulfreunde zu DDR-Zeiten, nicht doof sind sie, aber lustlos, dort in Rostock. Dann die Wende, da gehören sie für die Leute mit den Springerstiefeln, die in Lichtenhagen Asylantenwohnungen abfackeln, zu den Zecken, und es gibt ein paar aufs Maul. Ab nach Berlin, hippe Kneipe mieten läuft gut, man schmeißt sich Pillen rein, und Daniel beginnt zu dealen. Es folgen Jahre getrennter Wege, Thomas wird Anwalt und soll für eine dubiose Figur Namens Iwan im Immobiliengeschäft Verträge machen. Man trifft sich und steigt ins Auto und da im Fond sitzt jemand, den Thomas trotz Kapuzen-Pullover gut kennt… Ein Roman mit großer Detailgetreue, spannend und unterhaltsam, zeitbeschreibend.

Sanders Bücher sind kaum länger als 200 Seiten, und Katrin Krämer, die Moderatorin von Radio Bremen zwei, die die Lesung moderierte, fragte sich, wie er es schaffe, so viel Handlung dort hineinzubringen.

Krämer, eine gute Bekannte des Hauses, war seit dem Tod von Hausherrin Hildegard Kempowski nicht mehr im Haus Kreienhoop. Sie spürt ihre Abwesenheit, es fällt ihr schwer, sich daran zu gewöhnen, dass die Seele dieses Hauses nicht mehr in der ersten Reihe sitzt und den Lesungen lauscht.

Kempowski in Nartum ist ohne Rostock, der alten Heimat von Walter Kempowski, nicht denkbar. Aber auch viele Gäste der Kempowski-Stiftung, die, wenn sie hier in Kreienhoop zu Gast sind, Musiker oder Schriftsteller, zumeist schon national und international bekannt und mit zahlreichen Auszeichnungen geschmückt, haben eine Beziehung zu dieser Hafenstadt an der Ostsee.

Gregor Sander ist auch so ein Grenzgänger, er ist in der DDR aufgewachsen und hat ein wechselhaftes Berufsfindungsleben hinter sich. Auch Krankenpfleger war er und ist am Tag nach dem Mauerfall, wie immer zur Arbeit gegangen, „es fehlten ja so viele an diesem Tag“ so Sander. Schlosser gelernt, das Medizinstudium abgebrochen und dann machte er, was er immer werden wollte. Es ist ihm gut gelungen. Als Schriftsteller hat er schon etliche Preise erworben.

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