Simone Neteler liest aus Roman des Nartumer Schriftstellers – Literaturnachmittage gehen trotz Todesfalls weiter
Bericht aus der Zevener Zeitung vom 14.09.2019 von Bernhard Jung
Ein Bär, aus witterungsbeständigem Holz geschnitzt, weist den Weg in die gemütliche Stube des „Nartumer Hofes“. Dort beginnen in regelmäßigen Abständen die Literaturnachmittage der Kempowski- Stiftung. In einem kleinen Kreis treffen sich Freunde der Literatur bei Kaffee und Kuchen, um etwas über das Leben und Wirken des Schriftstellers Walter Kempowski zu erfahren. Im Anschluss begibt man sich zum Haus Kreienhoop und hört dort eine Lesung.
Im Restaurant ‚Termanns Deel‘ des „Nartumer Hofes“, da war Hildegard Kempowski gern zu Gast und fühlte sich erinnert. Bilder aus dem alten Rostock hängen an der Wand, und Bücher ihres Mannes Walter stehen in der Vitrine. Vieles war da zu sehen, vom Leben ihres Mannes. Und auch bei diesen Nachmittagslesungen, da war sie immer dabei.
Mischte sich unauffällig in die Runde der Gäste. Und wer sie nicht kannte, dachte vielleicht: „Ah, die Dame ist auch ein Gast.“ Ihre Zurückhaltung gab sie nur auf, wenn sie den Kuchen lobte, der wieder einmal so wunderbar schmeckte. Ansonsten überließ sie diese Vorstellung den beiden Gästeführerinnen Alinda van der Vooren-Tralau und Irmela von Lenthe. Im Haus Kreienhoop begann dann ihr Part, hier war ihr Zuhause. Oft las Hildegard Kempowski dann aus Werken ihres Mannes vor, und das konnte sie wunderbar anschaulich. Sie war ja auch einmal Lehrerin.
Doch Hildegard Kempowski liest nicht mehr. Am 12. August ist sie, die Seele des Hauses Kreienhoop, verstorben. Sie war eine Grand Dame ohne Allüren, Lob und Begeisterung für die hier auftretenden Künstler und familiär zu den Gästen, das war ihre Art.
Doch die Literaturnachmittage im Hause Kreienhoop, sie werden fortgesetzt. Was sicherlich ganz im Sinne der Verstorbenen ist. Beim ersten Literaturnachmittag nach Hildegard Kempowskis Tod las Simone Neteler aus dem Kempowski- Roman „Letzte Grüße“ vor. Irgendwie passend zur Stimmung dieses Nachmittages.
Neteler war langjährige Mitarbeiterin von Walter Kempowski, sie hat ihm nicht nur zugearbeitet, sondern an seinen Werken mitgewirkt und übernahm redaktionelle Aufgaben. Sie ist freie Autorin in Berlin mit Lehrauftrag an der Uni Hildesheim. Eine letzte Arbeit mit Walter Kempowski ist noch nicht ganz fertig. „Plankton“ ist eine Sammlung mündlicher Zitate aus 50 Jahren, das muss noch vollendet werden.